Foto: Jeanette Bak

PUPO

Tanzaufführung von KOMOCO / Sofia Nappi

Mi, 17.01.2024
20:00 H
Tanz
Werkhalle
VVK 32,90 / 29,60
Einlass: 19:00 H
bestuhlt

„Pupo" bezeichnet im Italienischen gleichzeitig das Kind und die Puppe: Sofia Nappis neues Stück ist von Pinocchio inspiriert, der hölzernen Puppe, die so gerne ein echter Junge wäre. Im Zentrum steht die Metamorphose der Marionette: Wie geschieht diese langsame Verwandlung von einem Zustand in den anderen? Wie wird das naive Kind erwachsen und lässt sich nicht mehr von anderen manipulieren? Carlo Collodis weltberühmtes Kinderbuch inspirierte die junge italienische Choreografin zu einer modernen Coming-of-Age-Geschichte, durch die in Assoziationen auch die märchenhaften Figuren wie Fuchs und Kater, die sprechende Grille oder die blaue Fee geistern.

Sofia Nappis Tanzsprache verbindet das wilde, lockere Fließen des israelischen Tanzes, wie man es aus Ohad Naharins Gaga-Sprache und von Hofesh Shechter kennt, mit Elementen des Breakdance wie Locking oder Popping, wenn es um die ruckartigen Bewegungen der Marionette geht. Mit minimalen Gesten und aufblitzenden Leitmotiven, eingebettet in die vielfach gespiegelte, unbändige Bewegungslust eines jungen Menschen, erzählt die Choreografin die Geschichte des Erwachsenwerdens: wie das unschuldige, neugierige Kind in der Welt erwacht, wie es Menschen trifft und mit ihnen spielt, seine Grenzen austestet. Wie der Jugendliche ersten Versuchungen wie der Gier begegnet, wie er leichtgläubig getäuscht wird, sich mit sich selbst auseinandersetzt und schließlich die Güte kennenlernt, die Kraft des Vergebens. Nach all den Prüfungen und Lektionen verdient ein herangewachsener Pinocchio das Recht, ein echter Junge zu werden, durch Leitfiguren hat er Menschlichkeit erfahren und durch eigene Erkenntnis zu sich selbst gefunden.

Die stark rhythmische Musikcollage, zu der Pinocchio tanzt, reicht vom folkloristischen Ton einer Gitarre bis zu getragenen, mystischen Klängen, am Ende schwingt zu einem zarten Chopin-Nocturne die Melancholie der Erinnerung mit. Nappi erzählt nicht pantomimisch, sondern integriert minimalistische Bilder in ihren Tanz – das verrückte Zucken einer Marionette oder das Strippenziehen und Manipulieren, das blitzartige Wachsen einer langen Nase, verführerische Tangoschritte oder Tierbewegungen. Weiße Gesichtsmasken, die geheimnisvoll auf den Gesichtern auftauchen und wieder verschwinden, spielen auf die Stereotypen und die Gesellschaftskritik der alten italienischen Commedia dell'arte an. Eine starke, atmosphärische Lichtregie setzt den zentralen Helden und all die Einflüsse auf ihn in Szene.

„Pupo" entstand für Erwachsene, wird aber Menschen jeden Alters zu schauen und zu denken geben. Die Choreografin versteht die Erzählung von der verwandelten Holzpuppe als den lebenslangen Versuch, die beste Version von sich selbst zu werden. Nie sollen wir dabei das Kind in uns selbst vergessen, die impulsive, verspielte Holzpuppe, die wir einmal waren, die ausgelassene und unbändige Lust der Kinder, zu tanzen. „Das Holz, aus dem Pinocchio geschnitten ist, ist die Humanitas, das Menschsein" – so sagte der italienische Philosoph Benedetto Croce über die ikonische Figur der kleinen Holzpuppe, die so gerne ein Junge sein möchte.

 

Choreografie: Sofia Nappi und die Tänzer:innen
Tanz KOMOCO company: Arthur Bouilliol, Gregorio Dragoni, Glenda Gheller, India Guanzini, Paolo Piancastelli, Leonardo de Santis, Julie Vivès
Choreografische Assistenz: Adriano Popolo Rubbio
Musik: Dead Combo, Jean du Voyage, Irfan, Frédéric Chopin u.a.
Sound design: Ed Mars & Sofia Nappi
Lichtdesign: Alessandro Caso
Kostümdesign: Judith Adam

Uraufführung: 13.1.2024 Tanz Köln an den Bühnen Köln

PUPO ist eine Zusammenarbeit von Burghof Lörrach (D), Danse Danse Montréal (CA), ecotopia dance productions (D), Escher Theater (L), KOMOCO / Sofia Nappi (I), MART Foundation (US), ROXY Ulm (D), Sosta Palmizi (I), Tanz Köln (D), Theater Winterthur (CH), Tollhaus Karlsruhe (D).

www.sofianappi.com/

Veranstalter: ROXY gemeinnützige GmbH
Mit freundlicher Unterstützung von