toi, toi, toi
Transitzonen in Flughäfen haben eines gemeinsam: Ganz gleich, in welchem sich ein Mensch gerade aufhält, sie verdeutlichen – eher beiläufig –, wie seltsam mobil das Leben ist. Ben Hartmann, Sänger der Berliner Band Milliarden, sitzt während dieses Gesprächs über das neue Album „LOTTO" in genau einem solchen Übergangsbereich fest. Sein Flug von Madrid nach Berlin verspätet sich. Oberflächlich betrachtet passiert um ihn herum gerade wenig. Und doch liegt Spannung in der Luft, besonders an Orten wie diesen. Hier wird hin- und hergereist, von Süden nach Westen, von Kontinent zu Kontinent, von einer Wahrnehmung zur nächsten.
Vielleicht steckt tatsächlich etwas Wahres im geflügelten Wort: Vorfreude ist die schönste Freude. Denn zum einen ist nie sicher, was einen auf der anderen Seite der Reiseroute erwartet. Zum anderen wächst mit jedem Ankommen die Neugier aufs nächste Weggehen. Dieses temporäre Verweilen im staatenlosen Raum schafft den perfekten Rahmen für ein Gespräch über die neuen Songs der Band Milliarden. Ihre Stücke kreisen um naiven Lebenszustand und gespannte Erwartung.
Hartmann und sein Bandkollege Johannes Aue, die beiden kreativen Köpfe hinter Milliarden, erkennen gerade in diesem Schwebezustand Chancen. Das passt, denn Musikmachen war schon immer ein Glücksspiel. In manchen Protagonisten der Popgeschichte hat es regelrechte Spielsucht geweckt. Hartmann und Aue jedoch schöpfen ein gutes Gefühl aus dem ungeschriebenen Blatt von morgen.
Der Titel „LOTTO" beschreibt dabei weniger das eigentliche Glücksspiel, sondern vielmehr die Sehnsucht nach dem Ungewissen. Der wahre Hauptgewinn, so scheint es, kann nie Geld sein. Vielmehr ist er ein Nebenprodukt von Arbeit, Hingabe und Erwartung.